Haydn. Fürsten, Mäzene und Auftraggeber

Ausstellung


Musikverein
Ausstellungssaal
 

Joseph Haydn.
Fürsten, Mäzene und Auftraggeber


29. Oktober – 19. Dezember 2009



Montag bis Freitag 9 – 18 Uhr, Samstag 9 – 14 Uhr
Eintritt: € 5,00 (Studenten, Senioren € 3,00)
Führungen laut Ankündigung bzw. nach Voranmeldung

Auskünfte, Informationen, Illustrationsmaterial: office@a-wgm.com
TEL +43 1 505 86 81 44, FAX +43 1 505 86 81 66


 
Wurde in unserer Frühjahrsausstellung der „Weltstar“ Joseph Haydn ganz speziell mit den insgesamt drei Jahren dargestellt, die er in London gelebt hat, so widmet sich unsere Ausstellung im Herbst seiner Tätigkeit in Esterháza, Eisenstadt und Wien und der Ausstrahlung, die sein Schaffen von hier aus genommen hat.
 

 
Das übliche Haydn Bild vom Komponisten in Livree, der am Fürstenhof wie ein Bedienter behandelt wurde, ist in dieser Ausstellung überzeugend zu korrigieren. Haydn war in der höchsten Dienstklasse, hatte Anrecht auf eine Dienstkleidung, auf die er stolz war, jede Menge von Benefizien, ein  Budget zu verantworten und ein Orchester, einen Chor und Solisten unter sich, deren Chef er in allen administrativen und künstlerischen Belangen war. Um moderne Begriffe zu verwenden: Er war Generalmusikdirektor und Intendant in einem.


 
Auch wenn seine Kompositionen überwiegend für seine Kapellmeistertätigkeit bestimmt waren, übernahm er Kompositionsaufträge aus Spanien, Frankreich, Deutschland und von weitgehend adeligen Auftraggebern aus den habsburgischen Ländern. Mit im Rahmen von persönlichen Freundschaften geschaffenen Werken und vor allem über Verlagsangebote versorgte er das Bürgertum mit seiner Musik. Es wird zu zeigen sein, daß er in seiner Generation jener Komponist war, der die meisten Werke verlegt und mit den meisten Ausgaben am Markt präsent war, was sowohl mit seinem Ruhm wie mit seiner Geschäftstüchtigkeit zusammenhing.


 
Wie die Fürsten Esterházy für ihn zum Teil eher Mäzene denn Dienstgeber waren, so fand er auch andere Schätzer seiner Kunst, die ihn mäzenatenhaft förderten.

Haydn war aber in seinem Berufsleben nie von anderen abhängig, sondern selbstbewusst und selbständig genug, um als emanzipierter Künstler seinen Weg zu gehen. Spannend an seinem Leben und Arbeiten ist ja, daß  er einerseits noch alle seit der Barockzeit tradierten Erwartungen an einen Kapellmeister in Adelsdiensten erfüllte und andererseits exemplarisch die Emanzipation des Künstlers erreichte. Er stand in   Adelsdiensten und bediente das Bürgertum, war Angestellter und Unternehmer gleichzeitig, komponierte über Auftrag und schuf dennoch das, was ihm künstlerisches Anliegen war.


 
Diese aufregenden Facetten des wahren Haydn-Bildes werden mit exemplarischen Objekten aus Archiv, Bibliothek und Sammlungen der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien dokumentiert, wo seit 1812 Dokumentationsmaterial zu Haydn zusammengetragen wurde.

Zu sehen sind: Originalpartituren prominenter Werke, vornehmlich solcher, die er nicht im Rahmen seiner fürstlichen Kapellmeistertätigkeit geschrieben hat (die ersten echten  Streichquartette und das letzte, unvollendet gebliebene, das Horn- und Trompetenkonzert, die „Kleine Orgelsolomesse“, von Großwerken – wie Kantate und Oratorium – bis zu musikalischen Miniaturen), einschlägige Beispiele aus seiner Korrespondenz, Dokumente zu seinen Verlagsgeschäften, Persönliches (von Porträts bis zur Visitenkarte), Erstausgaben, zeitgenössische Darstellungen, wie Haydns Musik aufgeführt wurde und wo Haydn musiziert hat, Portraits seiner Dienstgeber, Mäzene und Auftraggeber. Etliche dieser Objekte werden erstmals öffentlich ausgestellt.


 
Die Ausstellung ist einem Komponisten gewidmet, behandelt aber nicht nur musikalische Themen sondern auch solche der Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte, sie behandelt gesellschaftliche und politische Phänomene, die Musikgeschichte erst verständlich machen. Die Mehrzahl der ausgestellten Objekte sind daher gar keine musikalischen.


Die Ausstellung wendet sich nicht nur an ein musikinteressiertes Publikum, sondern an jeden, der historisch interessiert und neugierig genug ist, größere Zusammenhänge der Geschichte, Kultur und Kunst exemplarisch am Beispiel Joseph Haydns zu erfahren, ja mit entsprechenden Objekten zu erleben.