Maria Theresia und die Musik

Ausstellung

 
 

MARIA THERESIA UND DIE MUSIK

 
 

Ausstellungssaal des Musikvereins

 

6. April bis 23. Juni 2017

 
 


Montag bis Freitag 9 – 18 Uhr, Samstag 9 – 14 Uhr
an Sonn- und Feiertagen sowie Karfreitag geschlossen.
Eintritt: € 5,- (ermäßigt : € 3,-)
Führungen (€ 2.– pro Person):
Dienstag 16 Uhr
Samstag 11 Uhr
sowie für Gruppen nach Vereinbarung

Die Ausstellung ist auch bei Konzerten geöffnet, die von der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien veranstaltet werden, sowie bei
den Philharmonischen Abonnementkonzerten -
jeweils eine halbe Stunde vor Konzertbeginn und in den Konzertpausen.

Auskünfte und Informationen: office@a-wgm.com
TEL +43 1 505 86 81 44, FAX +43 1 505 86 81 66



 
Maria Theresia hat regiert und musiziert. Ihre Musiklehrer waren neben anderen Johann Adolf Hasse und Gottlieb Muffat; letzterer hat im Übrigen auch ihren Mann, den späteren Kaiser Franz I., unterrichtet, dessen erstes Instrument allerdings die Violine war. Ein besonderes und auch musikalisch sehr wertvolles Dokument sind die Sonaten für Violine und Generalbass, die Joseph Ferdinand Timer, Franz Stephans vormaliger Kammermusiker, Kaiser Franz I. und Kaiserin Maria Theresia gewidmet hat.
 

Gottlieb Muffat, Componimenti Musicali, Titelblatt, wo er
sich als Maestro di Cembalo von Maria Theresia und
 von Franz Stephan von Lothringen bezeichnet

Joseph Ferdinand Timer, Zwölf Sonaten für Violine
und Basso Continuo, 1745, Maria Theresia und
Franz I. gemeinsam gewidmet


  
Als Erzherzogin ist Maria Theresia als Opernsängerin aufgetreten, was in der Ausstellung mit Werken von Johann Georg Reutter d.J. und Antonio Caldara dokumentiert ist. Oft stand sie gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Maria Anna, einer ebenso perfekten Sängerin, auf der Bühne.
 


Antonio Caldara, Componimento Drammatico "Le Cinesi", für den Karneval 1735, Autograph, gesungen von den Erzherzoginnen
Maria Theresia und Maria Anna 

Johann Georg Reutter, Componimento di Camera, "Il Palladio Conservato", Titelblatt, zum Geburtstag von  Kaiser Karl VI., 1735
 

Besetzungsliste von "Il Palladio Conservato": aufgeführt von den Erzherzoginnen Maria Theresia und Maria Anna sowie der Hofdame und Erzieherin Gräfin Fuchs


 
Zu ihrer Hochzeit mit Herzog Franz Stephan von Lothringen gab Kaiser Karl VI bei Antonio Caldara die Oper „L’Achille in Sciro“ in Auftrag, die im Hoftheater aufgeführt wurde.
 

Maria Theresia und Franz Stephan,
Vermählungsbild, unbezeichnete Radierung
 nach einem Kupferstich von Joh. Heinrich Schawberg

Antonio Caldara, Achille in Sciro, Hochzeitsoper für Maria Theresia
und Franz Stephan von Lothringen, 1736, aufgeführt im Großen
kaiserlichen Hoftheater



In der Hochzeitsoper für ihre Schwester Maria Anna – „L’Ipermestra“ von Johann Adolf Hasse – war die Hauptrolle für Maria Theresia geschrieben. Als sich Hofkreise darüber mokierten, sie bei diesem Anlass auf der Bühne zu sehen, hat sie auf den Auftritt verzichtet.
 

Erzherzogin Maria Anna, Radierung
von Jacobus Houbraken
 

Johann Adolf Hasse, Kupferstich mit
Radierung kombiniert von Lorenzo Zucchi
nach Pietro Antonio Rotari

Johann Adolf Hasse, "L'Ipermestra",
nach einem Text von Pietro Metastasio,
Libretto, 1744


 
 Maria Theresia hat später als Königin und Kaiserin nur mehr in der Kirchenmusik öffentlich gesungen. Exemplarische Beispiel dafür sind drei Kirchenmusikwerke, die Johann Adolf Hasse zur Aufführung durch sie gemeinsam mit ihren Kindern komponiert hat.
 

Maria Theresia und Franz Stephan im Kreis ihrer Kinder, unbezeichnete Radierung, Augsburg 1755

Johann Adolf Hasse, Litaniae della B[eata] V[ergine]
M[aria] Cantata D’alla famiglia Imperiale, 1762
 


Zuteilung der Soli an die Erherzoginnen und Erzherzöge sowie Maria Theresia von Georg Christoph Wagenseil: Sua Maesta l'imperatrice sowie EH Antonia (später Marie Antoinette)
 

  
 
Ihren Kindern hat sie eine musikalische Erziehung angedeihen lassen, die man zu Recht als unvergleichlich bezeichnen muss. Die Hofklaviermeister (Position und Titel wurden von ihr geschaffen) für die Erzherzoginnen und Erzherzöge waren auch für sie musikalische Vertraute.
 

Erzherzogin Maria Anna (geb. 1738), Erzherzog
Joseph (geb. 1741, später Kaiser Joseph II.),
Erzherzogin Maria Christine (geb. 1742) und
Erzherzogin Maria Elisabeth (geb. 1743),
unbezeichneter Kupferstich, wohl 1745
 


Georg Christoph Wagenseil,
VI Divertimenti da Cimbalo, op. 1,
Wien 1753, für EH Maria Anna;
VI Divertimenti da Cimbalo, op. 2,
Wien [1755], für EH Maria Christine
 


Georg Christoph Wagenseil,
VI Divertimenti da Cimbalo, op. 3,
Wien [1761], für EH Maria Elisabeth;
VI Divertimenti da Cimbalo, op. 4,
Wien [1763], für EH Maria Amalia
 

 

Georg Christoph Wagenseil,  Widmungstext zu den VI Divertimenti da Cimbalo, op. 2, 
autographe Niederschrift


 
Die Tradition der Namens- und Geburtstagsoper an Wiener Hof hat sie fortgeführt, durchwegs mit Werken der von ihr persönlich geschätzten Komponisten.
 

 Giuseppe Bonno,
unbezeichnete Radierung

Giuseppe Bonno, Alessandro Severo, Festa di Camera,
aufgeführt zum Geburtstag Kaiser Karl VI., 1737

  


Andrea Adolfati, La Clemenza di Tito,
Dramma per Musica, aufgeführt zum Namenstag
Maria Theresias 1753, Libretto

Georg Christoph Wagenseil, Antigono,
Dramma per Musica, aufgeführt im K.K. Hoftheater
zum Geburtstag Maria Theresias, 1750, Libretto

 

 
Maria Theresias musikalische Vorlieben und Abneigungen haben das Musikgeschehen am Hof geprägt und weit über diesen hinaus Einfluss genommen. Dass ihre Kinder schließlich einen fortschrittlicheren musikalischen Geschmack hatten – z.B. im Gegensatz zu ihr Gluck und Mozart schätzten – hat sie respektiert.
 

Christoph Willibald Gluck,  Le feste d’Apollo, zur Hochzeit von
Maria Theresias Tochter Erzherzogin Maria Amalia mit Ferdinand von
Bourbon-Parma am 24. August 1769 in Parma, autographe Partitur

Christoph Willibald Gluck, Ölbild,
Kopie eines unbekannten Malers
nach Joseph Siffred Duplessis


 
Auf Komponisten, die sie besonders geschätzt hat, wird in der Ausstellung schwerpunktartig eingegangen. Auch auf die von ihr letztendlich wieder korrigierte Reorganisation der Hofmusikkapelle durch Ausgliederung wird eingegangen: Johann Georg von Reutter spielte dabei eine zentrale Rolle.
 

Johann Georg von Reutter,
Ölbild von Anton Depauly
 

Liste der Hofkapellmitglieder in:
Kayserlich- und Königlicher […] Staats-
und Standes-Calender […], Wien 1760


 
Als Landesfürstin hat Maria Theresia in vielfacher Hinsicht neue Voraussetzungen für Rolle, Stellung und Wahrnehmung der Musik in der Öffentlichkeit, aber auch für den Sozialstatus des Musikers geschaffen.
 

Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, Aufführung der Ballett-
Pantomime „Le Turc genereux“ von Joseph Starzer im
K.K. Hofburgtheater 1758

Conducts- und Tax–Ordnung, erlassen von
Maria Theresia als Landesfürstin am 15. Februar 1751,
mit den für Kirchenmusiker festgesetzten Gebühren, die sie
je nach Besetzung für den Gesang des Miserere oder von
Motetten in größerer oder kleinerer Besetzung  erhielten.
 


 


Diese vielfältige, aber immer zentrale Bedeutung Maria Theresias für die Musik wird in unserer Ausstellung zum ersten Mal umfassend dokumentiert, mit zahlreichen beeindruckenden, aber nicht zuletzt auch schön anzusehenden Objekten. Statt dem oft behandelten Sujet Musik zur Zeit Maria Theresias geht es hier tatsächlich um die persönlichen Beziehungen der Erzherzogin, Königin und Kaiserin zur Musik, um für sie geschaffene Kompositionen, um von ihr nachweislich rezipierte Werke und um ihren Einfluss auf die Musikszene. 
 

Maria Theresia in Witwentracht, Öl auf Leinwand,
unbezeichnet, Adam Braun zugeschrieben