Musik im Biedermeier - Flucht in eine schönere Welt

Ausstellung


Musikverein
Ausstellungssaal
 

Musik im Biedermeier

Flucht in eine schönere Welt


9. April – 20. Juni 2010



Montag bis Freitag 9 – 18 Uhr, Samstag 9 – 14 Uhr,

an Sonn- und Feiertagen geschlossen.


Eintritt: € 5,00 (Studenten, Senioren € 3,00)
Führungen laut Ankündigung bzw. nach Voranmeldung
Auskünfte, Informationen, Illustrationsmaterial: office@a-wgm.com
TEL +43 1 505 86 81 44, FAX +43 1 505 86 81 66


„Biedermeier“

– ursprünglich ein ironisches Schimpfwort, dann eine Epochenbezeichnung in der Kunst- und Kulturgeschichte – ist in der Musikgeschichte ein ungewohnter Terminus. Dennoch ist es ein viel versprechendes Unterfangen, sich mit der Musik in der Biedermeier-Epoche  zu beschäftigen.

Das 1792 einsetzende und mit dem Wiener Kongress 1814/15 zunehmende politische Bestreben, keine Änderungen zu riskieren und den Status quo festzuschreiben, um erst einmal ein Übergreifen der Französischen Revolution zu vermeiden und dann den in Europa erreichten Friedenszustand zu sichern, hat dem Bürger viele Einschränkungen, aber auch eine Epoche signifikanter äußerer Ruhe gebracht.
 

Sie wurde von einer allgegenwärtigen Polizei, Zensur vielen Formen staatlicher Einflussnahme – bis hin zu Reiseeinschränkungen – überwacht. Man zog sich in die eigenen vier Wände und einen kleinen Freundeskreis zurück: Ideale Voraussetzungen, um dort die Zeit mit Musik zu vertreiben. Das praktisch bestehende Versammlungsverbot machte den Besuch von öffentlichen Konzerten und das Engagement in musikalischen Vereinen besonders interessant.
 

Dementsprechend wurde die Musik vom Staat als Mittel der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt, sie bot aber umgekehrt oft auch die Möglichkeit, Zensurbestimmungen und sonstige Einschränkungen zu umgehen. Die vielfältigen Formen der Sehnsucht, ja Flucht in eine imaginäre schönere Welt haben gerade in der Musik ihren schönsten – und meist von der Obrigkeit ungestörten – Ausdruck gefunden.

Die reale Ferne wurde von programmatischen Kompositionen und reisenden Virtuosen näher gebracht. Dass sich Letztere – Rossini, Paganini, Donizetti, Chopin, Schumann u.a. - von Wien angezogen gefühlt haben, zum Teil hier ihre zweite Heimat finden wollten, aber dennoch hier nicht Fuß gefasst haben, ist in der Ausstellung zu zeigen.
 

Ferner geht es um politische Musik, Zensur und staatliche Einflussnahmen, den Musikalischen Salon und die Hausmusik, den Musikunterricht, die Verbürgerlichung der Kirchenmusik,  Tanz- und Volksmusik, aber auch um jene Spielart der Sehnsucht nach Fernem, die im musikalischen Historismus zum Ausdruck kommt.
 

Biedermeier kann kein musikalischer Stilbegriff sein. Aber die Voraussetzungen, welche die Phänomene dieser Epoche (samt Vorgeschichte und Nachwirkung) der Musik geliefert haben, sind stilübergreifend von der Klassik bis zur Romantik. Lebensstil und Lebensgefühl des Biedermeier schufen gesellschaftliche Grundlagen des Musizierens, erklären biographische Phänomene und waren auch die Basis für neue kompositorische Elemente, wie z.B. die allgemeine Freude am Kleinen, die zu einer Menge neuer kleiner Kompositionsformen geführt hat. Auch darauf wird in der Ausstellung eingegangen.
 

Zu sehen sind u.a. alle Arten von Bilddokumenten – Ölbilder, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgraphik, Portraits, Musizierdarstellungen – Musik- und Briefautographe, musikalische Erstausgaben, Programmzettel, Dokumente staatlicher Verwaltung und Musikinstrumente. Besondere Höhepunkte sind sicher die Originalhandschriften von Beethovens Kompositionen zum Wiener Kongress, Schuberts Lied „An die Musik“, Schuberts „Großer C-Dur-Symphonie“, Paganinis Testament sowie Autographe von Werken, die Chopin und Schumann in Wien komponiert haben.