Ausstellung
MUSIK: PRIVAT
500 Jahre musikalisches Vergnügen
ohne Öffentlichkeit
Ausstellungssaal des Musikvereins
24. April – 20. Juni 2015
Häusliches Musizieren, Öl auf Leinwand, um 1825
Montag bis Freitag 9 – 18 Uhr, Samstag 9 – 14 Uhr
an Sonn- und Feiertagen geschlossen.
Eintritt: € 5,- (ermäßigt : € 3,-)
Führungen (€ 2.– pro Person):
Dienstag 16 Uhr
Samstag 11 Uhr
sowie nach Vereinbarung
Die Ausstellung ist auch bei Konzerten geöffnet, die von der Gesellschaft der Musikfreunde im Großen Saal veranstaltet werden.
Auskünfte und Informationen: office@a-wgm.com
TEL +43 1 505 86 81 44, FAX +43 1 505 86 81 66
Der Musiker, Lithographie, 1841
Nur ein Teil der heute im Konzertsaal zu hörenden Musik ist für das Musizieren vor einem zuhörenden Publikum komponiert werden, ein noch kleinerer Teil für öffentliche Konzerte, wie wir sie heute kennen. Das will die Ausstellung bewusst machen und damit in eine musikalische Welt führen, die heute weitgehend vergessen ist. Sie sich wieder lebendig vorstellen zu können, dazu verhelfen vornehmlich Ölbilder, Zeichnungen, Aquarelle und Druckgraphiken, die uns Augenzeugen der privaten, persönlichen Auseinandersetzung mit Musik werden lassen.
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Joseph Haydn, Bearbeitung beliebter Sinfonien für Klaviertrio, 1789
sowie Musikautographe, an deren Spitze Franz Schuberts eigenhändige Niederschrift von „An die Musik“.
Franz Schubert, An die Musik, D 547, Autograph
Die ausgestellten Objekte stammen vom 16. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Das ist auch der Zeitraum, in dem es um unser Thema „Musik: privat“ geht. Seine Behandlung endet in unserer Ausstellung dort, wo technisch reproduzierbare Musik eine ganz neue Art von privater, persönlicher Beschäftigung mit Musik eröffnete.
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„Musik: privat“, das ist das Musizieren zur eigenen Freude, ohne sich von Zuhörern beeinflusst oder gestört zu fühlen, ohne auf diese Rücksicht nehmen zu müssen, ja, ohne an sie überhaupt nur denken zu wollen, ob es nun der von Schubert verewigte „Hirt auf dem Felsen“ mit seiner Klarinette, die Laute als „allerteuerste Freundin“,
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die viel zitierten „Mußestunden am Klavier“ und „Musikalischen Erholungen“ für Flötenspieler oder Carl Philipp Emanuel Bachs Sonaten „für Kenner und Liebhaber“ sind. „Amusement“, „Unterhaltung“, „Journal“, „Mon Plaisir“ oder besonders bezeichnend „Musikalischer Gesellschafter in einsamen Stunden“ nannten Verleger ihre Publikationen für das Musizieren alleine, und sie fanden damit großen Absatz.
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Die musikalische „Recreation“ war Teil des Tagesablaufs in Schulen, Internaten und Klöstern sowie Selbstverständlichkeit im Familienleben, wenn die einzelnen Familienmitglieder mit Lesen, Sticken, Musizieren oder Kinderspielen für sich beschäftigt und doch beisammen waren.
Familienszene, Öl auf Leinwand, um 1810
Mit Musik beschäftigen konnte man sich im Familien- oder Freundeskreis freilich auch im Ensemblespiel, das so lange „Musik: privat“ war, als keine Zuhörer geladen wurden. Es ist die „Hausmusik“ zum Unterschied vom „Hauskonzert“ oder, wie man es lange sagte, „Musikalischen Salon“.
Das Streichquartett, kolorierte Lithographie, um 1855
Die Musik zur Anbahnung oder als Ausdruck besonderer zwischenmenschlicher Beziehungen, Musik als „rencontre amoureuse“, die musikalische Zweisamkeit, die Musik sogar als Vorwand zum anders nicht möglichen Stelldichein: All das war einmal ein weites Feld, an das in dieser Ausstellung ebenfalls zu erinnern ist.
Musizierendes Paar, kolorierter Kupferstich, um 1780
„Musik: privat“, das ist schließlich auch die medizinische Bedeutung, die man seit dem Mittelalter dem Musizieren zur eigenen Freude (und körperlichen wie seelischen Gesundheit) beimaß.
Gitarrespieler, Öl auf Holz, um 1830
Alles in allem eine vielseitige Ausstellung, die das weit reichenden Thema unter verschiedensten Aspekten mit abwechslungsreichen, unterschiedlichsten Objekten aufbereitet.
Ars musica, Karikatur zum häuslichen Musizieren, 1800