Gottfried von Einem


Ausstellung

 

GOTTFRIED VON EINEM

Weltenbürger der Musik

 

Ausstellungssaal des Musikvereins

22. März bis 23. Juni 2018

 

Gottfried von Einem. Ölbild von
Arbit Blatas, 1972

 
Montag bis Freitag 9 - 18 Uhr, Samstag 9 - 14 Uhr
(an Sonn- und Feiertagen geschlossen)

Eintritt: € 5,- (ermäßigt : € 3,-)
Führungen (€ 2.– pro Person):
Dienstag 16 Uhr
Samstag 11 Uhr
sowie für Gruppen nach Vereinbarung

Die Ausstellung ist auch bei Konzerten geöffnet, die von der
Gesellschaft der Musikfreunde in Wien veranstaltet werden, sowie bei
den Philharmonischen Abonnementkonzerten -
jeweils eine halbe Stunde vor Konzertbeginn und in den Konzertpausen.

Auskünfte und Informationen: office@a-wgm.com
TEL +43 1 505 86 81 44, FAX +43 1 505 86 81 66

 
Gottfried von Einem (1918-1996) hat 1979 seine Vorlass und mit seinem Tod seinen Nachlass für das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien bestimmt. Er wäre 2018 hundert Jahre alt geworden: Grund genug, seiner umfassend zu gedenken.
 

1970


1954

1985

1975

 
Die Wiener Staatsoper hat seine Oper „Dantons Tod“ neu einstudiert, das Theater an der Wien seine Oper „Der Besuch der alten Dame“ und das Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien zeigt im Ausstellungssaal des Musikvereins die Ausstellung „Gottfried von Einem. Weltenbürger der Musik“.
 

Gottfried von Einem, Dantons Tod op. 6,
autographe Partitur, Titelblatt

Gottfried von Einem, Der Besuch der alten
Dame op. 35, autographe Partitur, Titelblatt


Gottfried von Einem war ein großer österreichischer Komponist, aber Österreich mußte sich ihn mit der weiten musikalischen Welt teilen. Mehr als ein Drittel seiner Werke wurde außerhalb Österreichs uraufgeführt, davon acht in den USA und zwei in Japan, Kompositionsaufträge erreichten ihn aus Europa und Übersee.
 



Gottfried von Einem, Ballade für Orchester op. 23,
autographe Partitur, Ausschnitt: Auftrag und Widmung

George Szell und Gottfried von Einem
Cleveland 1953

 


Gottfried von Einem, Hexameron op. 37,
Titelblatt der autographen Partitur (links)
Auftragswerk für das Los Angeles Philharmonic Orchestra 
und Zubin Mehta (oben: Ausschnitt Rückseite Titelblatt)
 


Seinen internationalen Durchbruch erlebte er 1947 mit der höchst erfolgreichen Uraufführung seiner Oper „Dantons Tod“ bei den Salzburger Festspielen. 1948 bis 1951 war er dort Mitglied des Kuratoriums und 1954 bis 1964 Vorsitzender des Kunstrates der Festspiele. Er erreichte es, daß bei den Festspielen elf Opern uraufgeführt wurden, während alle seine Vorschläge, zeitgenössische Musik auch in die Konzerte der Festspiele aufzunehmen abgeblockt wurden.
 

Gottfried von Einem,
Dantons Tod,
Salzburger Festspiele 1947

Rolf Liebermann,
Penelope,
Salzburger Festspiele 1954

Samuel Barber,
Vanessa,
Salzburger Festspiele 1958

Heimo Erbse,
Julietta,
Salzburger Festspiele 1959


Einem war auch in der Welt der Literatur und der bildenden Kunst zuhause – und anerkannt. Seine Zeitgenossen Bert Brecht, Friedrich Dürrenmatt, H. C. Artmann, Christine Busta und Friederike Mayröcker waren seine Freunde und haben Texte für ihn geschrieben. Von Eugène Ionesco und Peter Turrini wünschte er sich Opernlibretti, woraus letztlich doch nichts wurde. Sein vokales Alterswerk hat er weitgehend Texten seiner zweiten Frau, Lotte Ingrisch, anvertraut. 
 

Gottfried von Einem, An die Nachgeborenen op. 42,
4. Satz: Text von Bert Brecht

Gottfried von Einem und Friedrich Dürrenmatt
 Fotografie von Adolf Waschel, 1971

 

Gottfried von Einem, seine Gattin Lotte Ingrisch
und H. C. Artmann
 

Gottfried von Einem - H. C. Artmann, Rosa Mystica.
Acht Gesänge für mittlere Singstimme und Orchester op. 40,
autographe Partitur, 1972

 


Christine Busta, Eine Treppe abwärts steigend,
Gedicht, eigenhändige Niederschrift, 1982,
 mit Notiz Gottfried von Einems:
 „Componiert 16 / X [19]83“


Gottfried von Einem und Peter Turrini
1993


 Acht Waldviertler Lieder von
Lotte Ingrisch und Gottfried von Einem op. 71,
autographe Partitur, 1983


In der bildenden Kunst waren Caspar Neher, Herbert Breiter, Agnes Muthspiel, Fritz Wotruba seine Jugendfreunde. Später kamen Oskar Kokoschka, Johannes Avramidis, Arnulf Neuwirth, Max Weiler und Karl Hartwig Kaltner hinzu. Kurt Moldovan hat Titelblätter von Erstausgaben Gottfried von Einems illustriert.
 

Caspar Neher in seinem Atelier
vor einem Selbstportrait

Fritz Wotruba und Gottfried
von Einem in Wotrubas Atelier


Max Weiler und Gottfried von Einem

 


Oskar Kokoschka, Schriften 1907–1955,
München 1956, Widmungsexemplar für
Gottfried von Einem mit dessen Anmerkungen

Oskar Kokoschka, eigenhändiger Brief
an Gottfried von Einem, Villeneuve,
15. August 1971

 


Kurt Moldovan, Beispiele der zahlreichen Titelblattentwürfe für Werke Gottfried von Einems:
Lieder op. 19, Aquarell auf Papier und Probedruck
Klavierauszug des Balletts „Medusa“ op. 24, Aquarell auf Papier und Offsetdruck
Klavierauszug des Balletts „Das Rondo vom goldenen Kalb“ op. 13, Probedruck


Einige Kunstwerke aus Gottfried von Einems Besitz hat die Gottfried von Einem Musik-Privatstiftung als Leihgabe für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.
  

Fritz Wotruba, Lucy, Bronzeplastik, 2/7, signiert, nicht datiert,
aus dem Besitz Gottfried von Einems 
Leihgabe der Gottfried von Einem Musik – Privatstiftung
 

 

Friedrich Dürrenmatt, Nr. 1 bis 4 aus: Versuche über Gottfried 1 – 10, Zehn Portraitstudien Gottfried von Einems
Kugelschreiber auf Briefpapier „Hotel Sacher“, monogrammiert, nicht signiert, aus dem Besitz Gottfried von Einems
 Leihgabe der Gottfried von Einem Musik – Privatstiftung


Gottfried von Einem hat weder in der Musik, noch in der Literatur, noch in der bildenden Kunst seinem eigenen Oeuvre kongruente Stile bevorzugt. Ehrlich und überzeugend mußten ihm die künstlerischen Arbeiten erscheinen, aber ein Stildiktat war von ihm nicht zu fürchten.  Daher verkehrte er auch in der Welt der Komponisten mit Kollegen der verschiedensten Stilrichtungen. 

Strawinsky hat er mit der Übersetzung seiner ersten großen Biographie ins Deutsche geholfen, Boris Blacher und Carl Orff zählten zu seinem Kreis, für Josef Mathias Hauer interessierte er sich, Hans Erich Apostel war sein Freund, Ernst Krenek wollte er bei den Salzburger Festspielen etablieren. György Ligeti und Arvo Pärt suchten und fanden den Kontakt zu ihm.
 

Igor Strawinsky, Circus Polka, Partitur, New York 1944,
Widmungsexemplar für Gottfried von Einem

Boris Blacher und Gottfried von Einem, um 1965

 


Gottfried von Einem, eigenhändiger Brief
an Josef Matthias Hauer,
Wien, 28. Jänner 1955
 

 





 



 

 

Arvo Pärt, De profundis, 1981,
 autographe Partitur mit der
Widmung an Gottfried von Einem



György Ligeti, eigenhändiger Brief
an Gottfried von Einem zu dessen
50. Geburtstag,Wien, 1. Februar 1968


Gottfried von Einem war ein Weltenbürger über Regionen, Künste, Stilrichtungen und Generationsgrenzen hinweg. Weil er der Tonalität verpflichtet blieb, sahen ihn viele zu seinen Lebzeiten als Exponenten einer auslaufenden Kunstrichtung. Zwanzig Jahre nach seinem Tod sieht man ihn als Ersten der von einer nachfolgenden Generation vertretenen Postmoderne. Sein Vor- und Nachlaß sind unentbehrlich für die Kenntnis der Musik- und Kulturgeschichte der Mitte und zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, denn Gottfried von Einem war nicht ein Kind, sondern ein Repräsentant seiner Zeit.
 

Benedikt Fred Dolbin,
Gottfried von Einem, Zeichnung [1953]
 

Gottfried von Einem in seinen privaten Lebenswelten